1. Vorsitzender Wilhelm Beckmann Große Str. 64 49439 Steinfeld 04.12.2011 www.wg-duemmer.de Liebe StreiterInnen für den Dümmer, die zweite Beiratssitzung fand am 29.11.2011 statt. Unter der Moderation von Herrn Weiß – Regionaldirektion des NLWKN – wurde wieder effizient gearbeitet, leider war die Zeit zu kurz, um alle unsere Anliegen durchzuarbeiten. Schade, weil gerade die kurzfristigen Maßnahmen nicht mehr erörtert werden konnten, die auf meiner Agenda stehen. Das soll aber bei der nächsten Beirats-Sitzung Thema sein. Am nächsten Tag fand eine Sitzung des Umwelt-Arbeitskreises der CDU/FDP Fraktion des nds. Landtags statt, in der Herr Weiß m.E. sehr gut die Ergebnisse des Beirats erläuterte, insbesondere, dass der Beirat einstimmig sich dahin festgelegt hatte, der Bau eines Schilfpoldersystem die stelle einzig erkennbare Lösung für den Dümmer dar. Leider wurde diese Position in den nachfolgenden Stellungnahmen der Vertreter vor Ort m.E. heftig unterlaufen, immer noch scheint das Thema einer Seesanierung mit anderen Möglichkeiten im Raum zu stehen, die aber keiner der Fachleute – mittlerweile mich eingeschlossen – über zeugen können. Was wir tun können, sind für die kommenden Jahre Maßnahmen vorzubereiten, wie wir mit dem erneuten Auftreten von Blaualgen umgehen. Wir müssen lernen, unsere Forderungen einstimmig zu verbreiten! Wenn der Landtag die versprochenen 15 Mio € beschließen soll, will er sehr genau wissen, wofür diese Gelder verwendet werden sollen. Wenn dann einzelne Stimmen aus Lembruch laut werden, die immer noch andere Maßnahmen wie „das System Plocher“ wollen, sollte man wissen, dass schon einmal die Sanierung des Dümmer durch Bornbach-Umleitung und Schilfpolder an der Uneinigkeit der Betroffenen gescheitert ist. Das darf uns allen nicht wieder passieren! Wir müssen jetzt unisono und einheitlich den Schilfpolder als einzig erkennbarer Lösung fordern. Alles andere kann nur Beiwerk sein! Wichtig wird dieses Beiwerk in den kommenden Jahren, weil es dauern wird, bis der Polder funktioniert. Wir haben auch schon in Vorbereitung für den Beirat einen Katalog erarbeitet, den ich anfüge: Mögliche Sofort-Maßnahmen -Stand 21.11.2011 1. Umgehend den derzeitig extrem niedrigen Wasserstand nutzen, z. B. für Reinigung des Hunteausflusses, Gehölzentfernung am Deichfuss etc. 2. Entschlammung – soll vorangetrieben werden mit einem höheren Etat – ggf. effektivere Methoden (z.B. Firma Matthai?) Mögliche Einbindung des "Ausgleichsflächen-Pools" der LK DH, VEC und OS (finanzielle Beteiligung, auch bei Flächenankäufen) 3. Sofortige Genehmigung der kommunal bzw. vor Ort organisierten Weidenbeseitigung inkl. Baumfällen im Schilfgürtel (könnte auch weniger Insekten bedeuten...). Beseitigung des Erlenbruch- Waldes? In Form gemeinsamer und gemeinschaftlicher Aktionen mit möglichst allen Beteiligten (Segler, Gäste, Naturliebhaber) schafft Gemeinschaftsgefühl für den Erhalt des Dümmer. Jeder Einzelne erhält das Gefühl eines "Retter des Dümmer"… 4. Druckausgleichendes Schlauchsystem, siehe: www.drausy.de usw.). Dieses Verfahren zur Schlammoxidation müsste bereits im Frühjahr installiert werden, da es nur bei angehobenen Temperaturen funktioniert (80 % Abbau in 6 Monaten). Man sollte es zunächst in abgegrenzten Bereichen wie in einem Segelhafen oder einer Badestelle (etwas abgeschottet) einsetzen. Durch dieses Verfahren werden gleichzeitig Phosphate stärker gebunden (inhibiert). 5. Überprüfung von Fällungsmitteln bzw. Fällungsmethoden (Ferro-Phos – Prof. Ripl und/oder Lanthan-Bentonit – auch im Falle der akuten Algenpest) Kosten geschätzt ca. 400 – 500.000 € für Blaualgenfreiheit von ca. 60 – 80 Tagen, evtl. Beseitigung des Blaualgenbestandes? Sieg der Grün-über die Blaualgen? 6. Überprüfung geeigneter Sofortmaßnahmen und Durchführung im akuten Fall, wie Absaugen, Ölsperren. In den Hafenanlagen Zirkulation durch Pumpen usw. Nach Absaugen der Algen/ Blaualgen soll durch ein umweltfreundliches Verfahren die Algenmasse verdichtet werden (transport-und lagerungsfähig). 7. Beseitigung/Bekämpfung der Insektenplage, die bereits im Frühjahr herrscht. Besprühen mit Insektiziden aus der Luft möglich? Welche Bereiche? 8. (Finanzielle) „Schmerztabletten“ auch für unkonventionelle Sofort-Maßnahmen In den nächsten Jahren müssen die Beteiligten Anwohner und Gäste mit "auf einen schweren Weg" nehmen. Dazu gehört eine angemessene Aufklärung über den Zustand des Sees und die „Mitnahme“ der Gäste, Tages-und Dauergäste, durch verstärkte Hinweise auf die laufenden Maßnahmen, den zeitlichen Katalog, die erreichten Ziele, das Aufzeigen von Alternativen bei „Schlechtwetterlagen“. Eine besondere Rolle spielen „kosmetische“ Maßnahmen und infrastrukturelle Erweiterungen, die Einheimische und Gäste gleichermaßen als überdurchschnittlich großen "Schadensausgleich" wahrnehmen werden, wenn z. B. Besucher den Dümmer wegen der Belastungen nicht nutzen können/wollen. Darüber hinaus müssen sie ab sofort zu jeder Zeit das Wohlwollen und das Bemühen aller Beteiligten/Verantwortlichen erkennen können! In den kommenden Jahren müssen die „schönen Dinge“ wieder im Vordergrund stehen, eine positive Presse ist für alle Beteiligten von großem Interesse! Diese Maßnahmen erscheinen neben den Sanierungsmaßnahmen essentiell, um einen Einbruch im Tourismus (inkl. Arbeitsplätze) und Immobilienmarkt zu verhindern. Finanziell förderungswürdige bzw. unterstützenswerte Maßnahmen könnten sein: 1. Erweiterung der Infrastruktur rund um den See (wasserqualitätsunabhängige Angebote), -Erweiterung der Spielplätze, auch für Erwachsene -Herstellen von Wasser-Spielparks im Strandbereich, -Erweiterung des Strandes in Hüde -Bouleplatz, Trampolinanlagen, Wassertretbecken -Fahrrad-Trainingsparcours -Sanierung des Deichwanderweges "Hohe Sieben" 2. Verbesserungen für die Segler Hafenstrukturen verbessern, z. B. bessere Durchflutungen der Hafenbecken 3. Betriebszeiten am See überdenken je nach Wetterlage auch 15. März und November nutzen für Hafen-und Strandgastronomie- Betrieb -Imagefrage!!! 4. Vorbereitungen für den akuten Badeverbotsfall Ermäßigungen, Freieintritte, Aktionen oder ähnliches 5. Freizeitbad Dümmer in Hüde noch attraktiver machen z. B. Außenbereich als "Strandersatz" gestalten, Direkteinstieg ins Wasser, 6. Beginn des Neubaues eines Seglerhauses im Olgahafen als Zeichen für den Wassersport, die Segler wollen bleiben. 9. Fischsterben und -beseitigung – Wer übernimmt/ verschafft sofort Abhilfe? In wessen Auftrag darf wer bei wem die Entsorgung bestellen? 10. Weiteres: i. Güllekataster DH und VEC Wie effizient ist es? Doppelbuchung, Kontrolle der Aufbringung? Was ist mit dem Güllekataster LK Osnabrück? Verweis auf Düngemittelverordnung und Verbringeordnung dürfte unzureichend sein! ii. Frühwarnsystem im späten Frühling möglich (?): Was erwartet uns im Sommer...? iii. Algenabfanganlage am Lohneabfluss: Kiesbettmieten quer zur Strömung (Schüttwinkel rd. 30 °) auf Belegung der des Flussb ettes ebenfalls ein flaches Kiesbett, verfahrentechnisch= Querstromfiltration/Sedimentation. Die Mieten (Aufschüttungen von Kiesteinen o.ä.) ragen aus dem Flusswasser auf und werden senkrecht durchströmt (ca. 10 Mieten auf einer Länge von 50 bis 100 m). In Hohlbereich (Orte geringer Strömungsgeschwindigkeit) findet die Abscheidung der Algenmasse statt. Die Algen werden bei ständigem Kontakt mit Luftsauerstoff langsam oxidiert (abgebaut). iv. Plädoyer für ein Großschilfpolder an oder in der Nähe der Hunteeinmündung: Man müsste den Bau eines Großschilfpolders in der Nähe des Schäferhofes höchste Priorität einräumen und das aus den folgenden Gründen: Mit Sorge beobachtet man den seit Jahrzehnten anhaltenden Rückgang und die Schilfverdrängung von Phragmites-Beständen am See. Mit dem Großschilfpolder an der Huntemündung bietet sich die Chance, einen großflächigen Ersatzstandort zu schaffen. Ein Großschilfpolder ist zugleich ein für den Naturschutz wichtiges Biotop für im Schilf lebende Vögel wie Rohrdommel, Schilfrohrsänger und viele andere Tiere mehr. Hinzu kommt, dass ein Großschilfpolder eine touristische Attraktion ersten Grades („Natur erleben“) ist, die viele Naturfreunde anziehen würde. Man könnte den Großschilfpolder zugänglich machen und besichtigen. Für Wasser- Bauingenieure wäre dies eine Vorlage für ähnlich zu planende Objekte. Also eine Art „Leuchtturm“. Der Großschilfpolder muss deshalb im Naturschutzbereich des Dümmers liegen, damit wir am Dümmer davon etwas haben und nicht irgendwo versteckt liegend. Beim Bau kleinerer Einheiten weiter von der Huntemündung entfernt ist nicht zu gewährleisten, dass die Phosphateinträge auf die notwendige Zielkonzentration 0,05 mg-P/l (Mittelwert über das Jahr) abgesenkt werden. Das kann man nicht gewährleisten, da aus den Böden und aus kleineren Zuflüssen oberhalb eines kleineren Systems die Phosphateinträge nicht eliminiert werden. Die landwirtschaftlich genutzten Böden enthalten ein hohes Phosphat-Potential. Die Phosphate liegen in den Böden als schwerlösliche Phosphate vor, die je nach chemischen Bedingungen (pH-Wert, Sauerstoffgehalt, Temperatur, Nebenbestandteile wie Komplexbildner etc.) freigesetzt werden. Niemand überschaut diesen diffusen Phosphateintrag. Man hat diese Böden seit Jahrzehnten mit phosphathaltiger Gülle gedüngt. Kein Mensch kennt diese Höhe der Durchsetzung der Böden mit diesen algenwachstum-förderlichen Stoffen. Man spricht in diesem Zusammenhang von diffusen Phosphateinträgen aus diesem Phosphat-Reservoir. Angesichts der realitätsnahen Optionen des Baues eines Großschilfpolders an der Huntemündung ist es auch nicht nachvollziehbar, dass sich ein Widerstand gegen ein Großschilfpolder ausschließlich auf die Aufgabe von 200 ha Feuchtgrünland gründet – und das ist nur ein Bruchteil der im Dümmerraum unter Naturschutz stehenden Feuchtgrünlandflächen (um 7 %). Der Schilfpolder ist zweifellos eine künstliche Anlage; man kann ihn auch wohlwollender eine „Kulturlandschaft“ nennen. Das mindert aber nicht zwangsläufig seinen besonderen Wert auch für den Naturschutz. Mitteleuropa besteht überwiegend aus Kulturlandschaften und die meisten Naturschutzgebiete sind es auch: Offenes Feuchtgrünland, die Lüneburger Heide usw. Das ganze Naturschutzgebiet am Dümmer ist in Wirklichkeit eine Kulturlandschaft, die von den Menschen geschaffen wurde. v. Einbeziehen der Landwirte für die Schaffung und Bearbeitung des Schilfpolders (Abernten des Schilfes), zuvorderst aber für die Probleme, die dem Dümmer aufgrund seiner Besonderheiten durch den Nährstoffeintrag erwachsen. Kontakte zwischen den Wassersportlern und den Landwirten schaffen, um Blockadehaltungen aufzulösen. Wir dürfen auch nicht mit unserem Druck nachlassen. Gefordert ist aber eine gemeinsame Zielrichtung. In diesem Sinne beteiligt euch auch am Dümmerforum, Ziel ist · erst die Schaffung eines Poldersystems endgültig und verbindlich sichern · dann alle anderen erforderlichen, sinnvollen und wünschenswerten Maßnahmen. Mit Seglergrüßen Wilhelm Beckmann